Der Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland 

 

Chronologie ab 1977

 

März 1977 

In der EMMA erscheint erstmals ein schonungslos-kritischer Artikel über Genitalverstümmelung; die Resonanz ist enorm. Bis dahin wurden diese Praktiken überwiegend aus kulturrelativistischer Sicht von EthnologInnen und AnthropologInnen beschrieben.

 

1979

erscheint in Deutschland das erste Buch zum Thema. Unter dem Titel „Materialien zur Unterstützung von Aktionsgruppen gegen Klitorisbeschneidung“ stellen die Autorinnen Ingrid Braun, Tobe Levin und Angelika Schwarzbauer die Praktiken in aller Deutlichkeit dar und rufen zum Handeln auf.

 

1979

Nach einem Artikel in der "Welt" beginnt die spätere Mitbegründerin  von TERRE DES FEMMES, Dr. Herta Haas, die am 11.5.07 knapp 100jährig in Hamburg verstarb, ihr Engagement gegen die weiblichen Genitalverstümmelung. Ihr ist klar, dass die Initiative von afrikanischen Menschenrechtsaktivistinnen ausgehen muss. Sie versucht deshalb, Spenden zu sammeln und scheitert vielfach am Kulturargument, man dürfe sich nicht in fremde Kultur- und Religionsausübung einmischen. 

 

Februar 1984 

Drei Afrikanerinnen, die in Europa gelebt hatten, organisieren in Dakar / Senegal eine große Konferenz, bei der erstmals auf die medizinischen Folgen und die Zusammenhänge zwischen Mütter- und Kindersterblichkeit und Genitalverstümmelungen hingewiesen wird. Daraufhin gründet sich das "Inter-African Committee on Traditional Practices" (IAC) für den Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung mit Sitz in Addis Abeba/Äthiopien und Genf. Das IAC ist heute die größte internationale Vereinigung afrikanischer Frauen und Männer im Kampf gegen die Frauenbeschneidung.

 

1985 

Dr. Herta Haas erringt einen 1. Sieg in Großbritannien. Mit dem "Prohibition of Female Circumcision Act", für den sie sich stark eingesetzt hatte, wird die weibliche Beschneidung in Großbritannien strafbar. 

 

1995 

Die Weltfrauenkonferenz in Peking ächtet weibliche Genitalverstümmelung als Menschenrechtsverletzung.

 

Februar 1995

Nach einem TERRE DES FEMMES-Seminar gründen etwa 20 deutsche Frauen die erste Arbeitsgruppe, die bundesweit unter anderem dafür arbeitet, Genitalverstümmmelung in der Bundesrepublik als Menschenrechtsverletzung und Gewalt gegen Mädchen und Frauen zu thematisieren.

 

1995

Die Berliner Gynäkologin Dr. Sabine Müller beginnt ihre Arbeit bei der Frauenberatungsstelle "Balance". Im Laufe ihrer zehnjährigen Tätigkeit dort behandelt sie mehrere hundert beschnittene afrikanische Frauen und betreut rund 30 von ihnen auf dem Weg zu einer Öffnungsoperation. 

 

1996 

Die Somalierin Jawahir Cumar gründet in Düsseldorf den Verein "Stop Mutilation". 

Sie baut ein Mutter-Kind-Krankenhaus in Somalia und berät betroffene Frauen in ihrem Umfeld in Düsseldorf

 

1997

Auf dem Höhepunkt ihrer Modellkarriere erzählt die Somalierin Waris Dirie  bei einem Interview mit der Modezeitschrift "Marie Claire", wie ihr als Kind die Genitalien beschnitten und zugenäht wurden. Sie löst damit ein weltweites Medienecho aus. UN-Generalsekretär Kofi Anan macht sich kurz darauf zur Sonderbotschafterin im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung.

 

April 1997

Mit einer öffentlichen Anhörung, die von der Grünen-Politikerin Irmingard Schewe-Gerigk und der Heinrich-Böll-Stiftung organisiert wird, erscheint das Thema „Genitalverstümmelung“ erstmals auf der politischen Agenda der Bundesregierung. Afrikanische Aktivistinnen und TERRE DES FEMMES sind als Expertinnen eingeladen. Der daraufhin formulierte interfraktionelle Antrag wird einstimmig angenommen.  Sämtliche ihrer Forderungen sind leider auch heute noch aktuell. 

 

1997/1998

Mit der ersten bundesweiten Kampagne „Stoppt Genitalverstümmelung!“ macht TERRE DES FEMMES die Öffentlichkeit in Deutschland auf diese Menschenrechtsverletzung an Mädchen und Frauen aufmerksam.

 

5. Oktober 1997 

Das ZDF-Frauenmagazin "Mona Lisa" verursacht bundesweit Entsetzen, als es in ihrem Beitrag "Das blutige Ritual" eine Mädchenbeschneidung vor laufender Kamera zeigt.

 

1997

Christa Müller gründet in Saarbrücken den Verein (I)ntact e.V.

 

Sommer 1998

Waris Dirie gibt ihr Buch "Wüstenblume" heraus. Es erregt weltweit Aufmerksamkeit und entwickelt sich zum Bestseller. Weitere Bücher folgen. Mit ihrem engagierten Eintreten für die Rettung von Frauen und Mädchen und ihrer Bitte um Hilfe tritt Waris Dirie den Argumenten kultureller Einmischung erfolgreich entgegen. 

 

1998 

Gründung der deutsch-afrikanischen Initiative FORWARD-Germany. Unter anderem bringt der Verein die Wanderausstellung "Weibliche Genitalverstümmelung - Künstlerinnen und Künstler aus Nigeria klagen an" auf ihre inzwischen bald 15jährige Tournee. 

 

1998

Die Journalistin Kerstin Kilanowski berichtet im "Stern" über Genitalverstümmelungen an mehreren Mädchen, deren Eltern aus Gambia stammen und in Hamburg leben. Da keine Anzeige erstattet wird, bleiben die Täterinnen und Täter auf freiem Fuß.

 

16. Februar 1999

Erstmalig in Europa hat ein Beschneidungsopfer Anklage erhoben. In Paris wird die Beschneiderin Hawa Gréou zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und mit ihr 23 Mütter, die ihre Töchter von der Frau verstümmeln ließen. 

 

März 1999

Das einstündige Radiofeature "Verwundet an Körper und Seele - Beschnittene Frauen in Deutschland" von Renate Bernhard und Sigrid Dethloff wird in sechs ARD-Sendern und in Österreich ausgestrahlt und erhält 2000 den katholischen Journalistenpreis. 

 

1999 

Das ARD-Magazin "Report Mainz" filmt einen ägyptischen Arzt, der sich vor versteckter Kamera bereit erklärt, für umgerechnet 610 € ein Mädchen zu verstümmeln. Die polizeilichen Ermittlungen werden später mangels Beweisen eingestellt. 

 

2000 

Auf Initiative der GTZ schließen sich 16 Organisationen zum Netzwerk "Integra" zusammen, das sich weltweit für eine Überwindung der weiblichen Genitalverstümmelung engagieren will. 2005 übernimmt Bundespräsident Horst Köhler dafür die Schirmherrschaft. 

 

September 2000 

Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veröffentlicht "Terre des Femmes" die Präventions-Broschüre:  „Wir schützen unsere Töchter“ in Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Kiswahili, und Somali.

 

26. September 2001 

Die ARD strahlt den Halbstünder "Narben, die keiner sieht - Beschnittene Frauen in Deutschland" von Sigrid Dethloff und Renate Bernhard aus. Er wird 2002 zusammen mit Kim Longinottos Dokumentation "The Day I will never forget" mit dem Ein-Welt-Filmpreis NRW ausgezeichnet. Verleihung durch Bärbel Höhn. 

 

23. Dezember 2002 

Ein Notruf bei der Menschenrechtsorganisation "Target" rettet ein 5jähriges Mädchen aus Dresden vor drohender Genitalverstümmelung in Gambia. Nach einem Rechtstreit über mehrere Instanzen mit TERRE DES FEMMES in der Nebenklage entscheidet der Bundesgerichtshof, dass es rechtens ist, den Eltern in einem solchen Fall das Aufenthaltsbestimmungsrecht über ihr Kind zu entziehen. 

 

29. April 2004

Start der Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“. Initiiert von der "Aktion Weißes Friedensband" und unterstützt von FIDE, FORWARD, GTZ, (I)NTACT, Plan International, stop mutilation, TABU und TERRE DES FEMMES beginnt eine bundesweite Aufklärungskampagne für Ärzte. Schirmfrau: Heidemarie Wieczorek-Zeul

 

1. Januar 2005 

Das neue Zuwanderungsgesetz tritt in Kraft. Danach ist es jetzt möglich, dass Frauen wegen drohender Genitalverstümmelung Asyl beantragen können. Doch nach wie vor liegt hier viel im Ermessen der betreuenden Beamten. 

 

Anfang 2005 

TERRE DES FEMMES zeigt einen Bochumer Arzt an, von dem Hinweise eingingen, er verstümmele Mädchen. Die Ermittlungen scheitern an Beweismangel. 

 

2005 

Christa Müller von (I)ntakt e.V. verkündet, in Benin hätten alle Beschneiderinnen ihr Handwerk niedergelegt. 

 

April 2005 

Bamako-Resolution: Auf ihrer 6. Generalversammlung in Bamako wehren sich die Mitglieder des "Interafrican-Committee" (IAC) gegen die sprachliche Verharmlosung durch Begriffe wie „Beschneidung“ und FGC (Female Genital Cutting). Sie fordern FGM = Female Genital Mutilation, also "weibliche Genitalverstümmelung" zu verwenden. Dem steht entgegen, dass sich  afrikanische Frauen zum Teil auch entwürdigt und beleidigt fühlen, wenn man sie als verstümmelt bezeichnet. Ein guter Kompromiss scheint daher, im politischen Kontext von dem Phänomen als "Genitalverstümmelung", aber gegenüber Betroffenen von der "Beschneidung" und von "beschnittenen Frauen" zu sprechen. 

 

2005 

Unicef, TERRE DES FEMMES und der Berufsverband der Frauenärzte befragen 493 FrauenärztInnen in Deutschland: 40% von ihnen hatten betroffene Frauen in Behandlung, knapp 90% wünschen mehr Information zum Thema. 7,1% wussten von Patientinnen, die ihre Töchter in der Heimat genital verstümmeln lassen wollten. 9,7% hatten gehört, dass es in Deutschland gemacht wird. 0,6% wurden gefragt, ob sie selbst Beschneidung durchführen könnten. 7,1% wurden um Reinfibulationen gebeten. 

 

November 2005

Nach Forderungen von TERRE DES FEMMES gibt  die Bundesärztekammer Empfehlungen zum Umgang mit Patientinnen nach weiblicher Genitalverstümmelung" heraus. TERRE DES FEMMES und andere Verbände wünschen sich eine noch eindeutigere Verurteilung von Reinfibulationen, also dem Wiederzunähen der Vagina nach Entbindungen, sowie eine Meldepflicht, wenn Ärzte von Verstümmelungen erfahren. 

Waris Dirie berichtet in ihrem Buch „Schmerzenskinder“ von einem Gespräch mit einer Vertreterin des "Verbandes Deutscher Hebammen" und erfährt, dass auf Anfrage eine Reinfibulation durchgeführt worden sei. 

 

6. Februar 2006

Die "Aktion Weißes Friedensband" setzt ihre Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“ mit neuen Schwerpunkten fort. Neben den bisherigen Partnern beteiligen sich nun auch "amnesty international", "CARE", "Kindernothilfe" und "UNICEF".  Ziel ist die Schaffung von kommunalen Runden Tischen zum Thema Frauenbeschneidung, um afrikanische Verbände, Behörden und alle Menschen zu sensibilisieren, die mit Betroffenen oder möglichen Opfern Kontakt haben. Erste runde Tische bilden sich in Köln, Kerpen und Düsseldorf.

 

24. November 2006 

Die Menschenrechtsorganisation "Target e.V." hat es geschafft, Ärzte, höchste Rechtsgelehrte und Religionsführer des Islam aus 10 afrikanischen Ländern in Kairo an einen Tisch zu bitten. Ergebnis ist eine Fatwa, in der Prof. Dr. Ali Gom’a, Großmufti von Ägypten erklärt: „Weibliche Genitalverstümmelung verstößt gegen die höchsten Werte des Islam und ist deshalb ein strafbares Verbrechen.“ 

 

2007 

Der Integrationsbeauftragte von NRW Thomas Kufen heißt den "Runden Tisch" NRW in seinem Ministerium willkommen und erstellt eine Informationsbroschüre zu FGM.

 

Januar 2007 

Gemeinsam mit "FORWARD-Germany" und der "Waris-Dirie-Stiftung" startet "TERRE DES FEMMES" eine Schulkampagne und stellt ihre Unterrichtsmappe zu FGM vor. 

 

1. Februar 2007

Im Bundestag findet eine Aussprache zum Thema Genitalverstümmelung statt; es wird deutlich, dass fraktionsübergreifend Konsens besteht, dass diese Praktiken eine schwere Menschenrechtsverletzung und Gewalt gegen Frauen/Mädchen darstellen, die weder zu rechtfertigen noch zu dulden sind.

 

6. Februar 2007

Die neu gegründete „TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung“ legt den Mitgliedern verschiedener Bundestagsausschüsse und Ministerien ein Präventionsprogramm vor, dessen Maßnahmen erstmals umfassenden Schutz für alle in Deutschland lebenden, gefährdeten Mädchen bieten sollen. Seitdem setzt sich das Netzwerk für die Implementierung dieses Programm sein. Es wird unterstützt von "TABU e.V.", "Lobby für Menschenrechte", "WADI e.V.", "Akifra e.V." und arbeitet international mit dem "IAC" und der  "Waris-Dirie-Foundation" zusammen.

 

6. Februar 2007

Der "Aktion Weißes Friedensband" gelingt es, die nordrhein-westfälischen Ministerien, Landesorganisationen und Initiativen zum Runden Tisch NRW gegen Mädchenbeschneidung einzuladen. Der runde Tisch tagt seither im vierteljährlichem Rhythmus im Familienministerium, vernetzt die Aktivisten der Region mit afrikanischen Vereinen, ist offen für alle, die sich für das Thema interessieren und sorgt für Fachvorträge und öffentliche Veranstaltungen. Ziel ist die Verbesserung der sozialen, gesundheitlichen und juristischen Situation betroffener Frauen und Mädchen.  

 

23. August 2007 

Erstmals rettet ein Polizeieinsatz in Bremen zwei Mädchen vor der Genitalverstümmelung. Die gambische Mutter wollte ihre ein- und vierjährigen Töchter gegen den Willen ihres Mannes zur Beschneidung in ihr Heimatland bringen. 

 

19. September 2007 

In einer öffentlichen Anhörung befasst sich der Familienausschuss des Bundestages mit dem Thema weibliche Genitalverstümmelung. 

 

27. September 2007

Das Bundesfamilienministerium stellt seinen Aktionsplan zu häuslicher Gewalt vor, in dem auch weibliche Genitalverstümmelung erwähnt wird. 

 

10. Januar 2008 

In einer öffentlichen Anhörung befasst sich der Frauenausschuss des Düsseldorfer Landtages mit dem Thema weibliche Genitalverstümmelung. Franziska Gruber von TERRE DES FEMMES, Jawahir Cumar von "Stop Mutilation" und Renate Bernhard sind als Expertinnen eingeladen. 

 

Januar 2008 

Rüdiger Nehberg und Annette Weber erhalten das  Bundesverdienstkreuz für Ihren Kampf um die Unversehrtheit der Mädchen in Afrika. 

 

3. Juni 2008

Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD legt den Antrag „Genitalverstümmelungen wirksam bekämpfen“ im Bundestag vor. Inhalt des Antrags ist die Verlängerung der Verjährungsfrist bei Genitalverstümmelungen, sowie die Förderung von Forschung zu den Ursachen von FGM und möglichen Gegenstrategien.

 

24. November 2008

TERRE DES FEMMES startet unter dem Titel KEIN SCHNITT INS LEBEN! in Berlin eine bundesweite zweijährige Kampagne. Schwerpunkt ist das Thema Genitalverstümmelung in Deutschland.

 

25. November 2008

"Forward" und TERRE DES FEMMES stellen im Bundestag ihre Forderungen für einen Nationalen Aktionsplan gegen Genitalverstümmelung vor. Die Forderungen werden vom "Netzwerk Integra" weiterentwickelt.

 

14. Mai 2009

Unterstützt von 91 ParlamentarierInnen aus FDP (44), Bündnis 90/Die Grünen (39), SPD (5) und CDU/CSU (2) wird der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Strafbarkeit weiblicher Genitalverstümmelung (16/12910) von Sibylle Laurischk, Irmingard Schewe-Gerigk und Dr. Konrad Schily zur ersten Lesung ins Parlament gebracht. FGM soll danach nicht mehr wie bisher als einfache oder gefährliche, sondern als schwere Körperverletzung ins Strafgesetzbuch aufgenommen werden und mit einer Strafe von einem bis zu zehn Jahren belegt werden können. Da Genitalverstümmelungen oft in sehr jungen Jahren vorgenommen werden, ist diese Tat mit dem 18. Geburtstag der Opfer derzeit oft schon verjährt. Daher soll die Verjährungsfrist nun erst mit  dem 18. Lebensjahr des betroffenen Mädchens einsetzen. Außerdem sollen Verstümmelungen an in Deutschland lebenden Mädchen, die im Ausland durchgeführt werden, von deutschen Behörden verfolgt werden können, um die häufige Praxis der Beschneidungen im Urlaub zu unterbinden. 

 

25. Mai 2009 

Das Oberlandesgericht Karlsruhe hebt ein Urteil des Amtsgerichts Bad Säckingen vom 20.11.2008 auf. Letzteres entzog Eltern äthiopischer Herkunft das Aufenthaltsbestimmungsrecht über ihre Tochter. Diese sollte in den Ferien ohne Begleitung der Eltern zu den Großeltern nach Äthiopien reisen. 

 

27. Mai 2009 

Der am 14.5.2009 eingebrachte Vorschlag für eine Gesetzesänderung zur Strafbarkeit weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) wird mit den Stimmen der großen Koalition abgeschmettert und von der Tagesordnung genommen: Begründung, man werde einen eigenen Vorschlag einbringen. Aus Bundestagskreisen heißt es, die Große Koalition plane lediglich das Ruhen der Verjährungsfrist, ohne dass Genitalverstümmelung als eigener Tatbestand ins Strafgesetzbuch aufgenommen wird.

 

Zusammenstellung: Renate Bernhard mit Unterstützung von Franziska Gruber (TERRE DES FEMMES) und Günter Haverkamp (Weißes Friedensband).  

 

Stand: 2012

 

 

Ab hier ist die Darstellung nur bruchstückhaft ... es könnte sicherlich noch einiges mehr aufgezählt werden ...

 

Februar 2011 
Der Rechts-Ausschuss des Bundestages diskutiert über eine Strafrechtsänderung zu FGM
9. Februar 2012
Der Bundestag berät erneut über einen Gesetzesvorschlag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zur Strafbarkeit bei weiblicher Genitalverstümmelung. Dieser sieht vor, weibliche Genitalverstümmelung unter dem Straftatbestand der schweren Körperverletzung ausdrücklich ins Strafgesetzbuch aufzunehmen. Bislang fällt die Praxis in Deutschland lediglich unter gefährliche Körper-verletzung. Andere europäische Länder wie Großbritannien, Italien und Schweden haben weibliche Genitalverstümmelung bereits explizit verboten. Des Weiteren sieht der Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen vor, weibliche Genitalverstümmelung auch dann zu bestrafen, wenn ein in Deutschland lebendes Mädchen im Ausland beschnitten wird. TERRE DES FEMMES befürwortet diese Maßnahme. Nach TERRE DES FEMMES Schätzungen sind über 5.000 Mädchen bundesweit dem Risiko ausgesetzt, heimlich hierzulande oder in den Ferien im Herkunftsland ihrer Eltern Opfer dieser schweren Menschenrechtsverletzung zu werden. 
 

8. November 2019 

Der Film IN SEARCH... kommt raus, Produktion DE, BL, KE

Verleih Arsenal Filmverleih GmbH, 90 Minuten, Nominiert für den Deutschen Dokumentarfilmpreis

 "In Search..." erzählt die persönliche und berührende Geschichte der Regisseurin Beryl Magoko, die als Mädchen in Kenia genitalverstümmelt wurde und nun, als erwachsene Frau, von einer Operationsmethode erfährt, die den Frauen das zurück geben kann, was damals verloren ging. Beryl Magoko wurde in Kenia geboren, wo es Tradition ist, junge Mädchen zu beschneiden. Auch Beryl hat die Genitalverstümmelung über sich ergehen lassen, weil ihr niemand sagte, was die Prozedur für sie bedeutet, welche Schmerzen es bringt. Nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Nun ist Beryl Magoko eine erwachsene junge Frau und lebt als Filmemacherin in Deutschland. Und sie erwägt eine erneute Operation. Denn mittlerweile ist es möglich, den Eingriff rückgängig zu machen. Doch will sie genau das? Und was ist größer – die Angst oder die Hoffnung, etwas wiederzubekommen, was einem auf grausame Art genommen wurde?

 

Weiterführende Literatur, sonstige Medien und Links zur weiblichen Genitalverstümmelung

 

Leitfaden von TERRE DES FEMMES zur Genitalverstümmelung von Frauen für Fachkräfte in sozialen, pädagogischen und medizinischen Berufen 

 

"We Know Female Genital Mutilation Has Been Happening In The US. How Do We Stop It?"

ausführlicher Artikel über weibliche Genitalverstümmelung in den USA und die Frage, wie das bekämpft werden kann, 14.8.2019: 

https://www.vice.com/en_us/article/9ke5ja/female-circumcision-fgm-us-law

 

1969: Eiserner Griff

ZeitgeschichteIn Beirut erscheint das Buch „Al-mra’a wa-l-jins“, in dem die ägyptische Medizinerin Nawal El Saadawi die weibliche Genitalverstümmelung als Verbrechen skandalisiert von 
Sabine Kebir in der Wochenzeitung "Der Freitag", Ausgabe 19/2021

https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/1969-eiserner-griff